Themenjahr

Themenjahr "Künstler:in und Stadt - Ateliers in Leipzig?"

Mit unserem Themenjahr „Künstler:in und Stadt“ weisen wir auf die immer größer werdende Arbeitsraumknappheit für Künstler:innen in Leipzig hin und tragen dieses Problem durch Veranstaltungen, Ausstellungen und eine Podiumsdiskussion in die Stadtgesellschaft hinein.

Das Themenjahr beleuchtet das sich stetig wandelnde Verhältnis von Künstler:in und Stadt aus unterschiedlichen Perspektiven und legt u.a. einen Schwerpunkt auf die Atelierfrage. Aufgrund der steigenden Mieten und dem Platzmangel in der ständig wachsenden Stadt Leipzig findet eine Verdrängung von Künstler:innen ins Umland statt. Zahlreiche Künstler:innen können sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten und verlieren ihre Ateliers oder teilen sich den für eine Künstler:in gedachten Raum mit vielen Kolleg:innen. Teilweise bleiben nur der Wegzug aus Leipzig oder die Aufgabe der professionellen Praxis übrig. Somit kommt der Frage nach Ateliers, dem Arbeitsraum für die Kunstproduktion, Verkauf und Leben von Künstler:innen, eine große Bedeutung zu.

Wir freuen uns, dass wir mit den Veranstaltungen und Gesprächen, die wir mit diversen Akteur:innen im Rahmen unseres Jahresthemas führen, Aufmerksamkeit auf das Thema des Erhalts und der Neuschaffung von Atelierräumen lenken!

So wurde der Antrag „Leipziger Atelierprogramm etablieren“ der SPD-Fraktion in der Stadtratssitzung am 18.10.2023 erfolgreich beschlossen. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, bis Ende des vierten Quartals 2024 ein Atelierprogramm zu erarbeiten.

Leipziger Zeitung: Der Stadtrat tagte: Leipzig bekommt endlich ein Atelierprogramm (21.10.2023)

VERANSTALTUNGEN IM RAHMEN DES THEMENJAHRS

„Wo keine bezahlbaren Wohnungen und Ateliers mehr existieren, wird künstlerisches Arbeiten in einem urbanen Umfeld spürbar erschwert. Eine Stadt ist es ‚ihren‘ Künstler:innen schuldig, in solche Verdrängungsprozesse – wo immer möglich – korrigierend einzugreifen und Abhilfe zu schaffen.“ (Dr. Uta Karstein)

POP UP ATELIERS

Um auf die angespannte Atelierraumsituation in Leipzig aufmerksam zu machen, wurde der 4D Projektort des BBK Leipzig e.V. 2023 dreimal zum Pop Up Atelier. Von den Vereinsmitgliedern ausgewählte Künstlerinnen nutzen den Raum zunächst als temporäres Atelier, anschließend gab es eine Ausstellung.

Pop Up Atelier #1 / Marlet Heckhoff / 04. 04. – 11.05.23

„Wie sieht Deine Ateliersituation aus? Hast Du für die nächsten Jahre einen sicheren Arbeitsraum? Bist Du vom Rauswurf bedroht? Wird es einfach, ein neues Atelier in der Stadt zu finden? Ist Dein Atelier bezahlbar? Hast Du genug Platz?
Hast Du eine Heizung?“
Mit diesen Fragen wendet sich Marlet Heckhoff an alle Leipziger Künstler:innen. Sie waren eingeladen, sich mit Fotos ihrer Ateliers an der Ausstellung zu beteiligen. Marlet Heckhoff möchte die „teils prekären“ Arbeitsbedingungen Leipziger Künstler:innen in einer Gruppenausstellung beleuchten und zeigen, wie ihre Arbeitsräume aussehen. Neben künstlerischen Positionen waren jeweils Ansichten aus ihren Arbeitsräumen ausgestellt.

Pop Up Atelier #2 / Luzia Rux und Catherine Sanke / 01.06. – 13.07.23

Wem gehört die Stadt? Welches Recht auf Stadtraum haben wir (alle), in einer Zeit, in der Freiräume immer mehr verschwinden, Flächen versiegelt werden, Häuser mit Wohnungen zu meist unerschwinglichen Preisen emporwachsen? Von wem ist die Idee? Welche Rolle spielt Eigentum im kollektiven Prozess? Welche die Gesellschaft, in der wir eingebettet sind?

Text wird zu Raum wird zu Textkörper. Ein Bild der Einen wird zur Frage an die Andere. Sätze im Raum // Lücken in der Stadt ist eine bildhauerische Unterhaltung von Catherine Sanke und Luzia Rux über Mangel und Aneignung im Stadtraum.

Pop Up Atelier #3 / Mandy Gehrt / 17.08. – 19.10.23

Mandy Gehrt beschäftigte sich im Rahmen des Pop Up Ateliers neben den lokalen Herausforderungen auch mit der aktuellen Situation für bildende Künstler:innen in Krakau. Ergebnisse werden in zwei Ausstellungen präsentiert. claiming space ist eine Gruppenausstellung mit Arbeiten von Mandy Gehrt sowie Bożena Boba – Dyga, Iwona Demko und Iwona Siwek-Front. Für potential space begibt sich Mandy Gehrt auf die Suche nach möglichen Atelierräumen in Leipzig und zeigt eine fotografische Dokumentation. 

KÜNSTLER:IN UND STADT - STADTWANDELN

Gruppenausstellung im MÄDLER ART FORUM, Laufzeit 29.09.2023 -13.01.2024

mit Werken von Harald Alff, Axel Bertram, Bożena Boba-Dyga, Barbara Burck, Carsten Busse, Alexander Gutsche, Fabian Heublein, Krysztof Kiwerski, Anna Maria Kursawe, Malgorzata Markiewicz, Edyta Masior, Franziska Neubert, Pavel Sergunin, Wiebke Rahn, Wolfgang Smy

Anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Städtepartnerschaft Leipzig-Krakau“ zeigen wir die Ausstellung „Künstler:in und Stadt – Stadtwandeln“ im MÄDLER ART FORUM.

Malereien, Druckgrafiken, Fotografien und Reliefs von 15 Künstler:innen aus Leipzig und Krakau zeigen das bildnerische Erleben von Stadt und interpretieren dabei ein sich stetig wandelndes Verhältnis aus unterschiedlichen Perspektiven:
Wie verorten sich Künstler:innen in ihrer Stadt, wie in ihrer räumlichen oder ökologischen Dimension, wie in der Stadtgesellschaft und wie wirken diese zurück? Wie wandeln sich Städte – auch durch die Arbeit der Künstler:innen?

KÜNSTLER:IN UND STADT - ATELIERS IN LEIPZIG?

Podiumsdiskussion zum Wandel der Stadtlandschaft und Auswirkungen auf künstlerische Arbeit, 26.10.2023, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Marcel Noack, Mandy Gehrt, Greta Taubert, Prof. Dr. Getu Abraham und Prof Dr. Arnold Bartetzky (c)Fabian Heublein

Gespräch mit Prof. Dr. Getu Abraham (Stadtrat, Sprecher Stadtentwicklung), Prof. Dr. Arnold Bartetzky (Leiter der Abteilung Kultur und Imagination, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa), Mandy Gehrt (Stadträtin, Sprecherin für Kultur, Bildende Künstlerin), Bernhard Kotowski (Geschäftsführer des bbk berlin, langjähriger Atelierbeauftragter für Berlin und amtierender Leiter des Atelierbüros im Kulturwerk des bbk berlin) und Marcel Noack (Bundesvorsitzender BBK, 1. Vorsitzender LBK, Vorstand BBK Leipzig, Sprecher IGBK, Bildender Künstler)

Moderation: Greta Taubert (Journalistin, Leipzig)

Leipzig hat sich in den letzten Jahren zu einem kulturelles Zentrum entwickelt, was sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Künstler:innen mit sich bringt. Im Rahmen des Diskussionsformates kommen Expert:innen aus der Kunstszene, Künstler:innen sowie Stadträte zusammen, um über die Veränderungen in der Stadtlandschaft und deren Einfluss auf die künstlerische Arbeit zu sprechen. Die Podiumsgäste diskutieren, wie sich die Stadtentwicklung auf die Verfügbarkeit von Ateliers auswirkt, welche Folgen dies auf die künstlerische Arbeit hat und wie die Kreativszene mit den Veränderungen umgehen könnte. Dabei spielen natürlich auch Themen wie Gentrifizierung, Raumknappheit und die Bedeutung von kreativen Zentren eine Rolle.

Es ist wichtig, dass bildende Künstler:innen in der Gesellschaft wirklich sichtbar sind. Wenn sie weiter rausgejagt werden, haben wir ein großes Problem. Leipzig konsumiert das Wissen der bildenden Künstler:innen. Bundesweit wird die hohe Qualität der Kunst, die aus Leizpig kommt, stark wahrgenommen. Es wäre wünschenswert, wenn auch die Stadt ihre Künstler:innen mehr wertschätzen würde. (Marcel Noack)