Ines Hildur

Ines Hildur

Malerei


„Wer in der Malerei nur will oder sucht, was er sich wünscht, wird niemals etwas finden, was seine Vorlieben überschreitet.“
René Magritte

 

Am Anfang ist die Intuition. Aus meinem Unterbewusstsein treten Bilder erlebter Geschehnisse, Fiktionen empfundener und erträumter Bilder und von Geisteszuständen – innere Bilder zu Tage, die nicht vorher bestimmbar sind.

Im scheinbar Alltäglichen entdecke ich die besondere Schönheit. Das kann eine abbröckelnde Wand sein, das Moos zwischen Betonplatten, im Rinnstein – Spuren der Vergänglichkeit. Aus der geschärften und täglich trainierten Wahrnehmung heraus verwandle ich diese Eindrücke zu dichten Bildern, die manchmal an das Freilegen von Schichten erinnern, an das Festhalten eines bestimmten Zustandes, der sich schnell verflüchtigen könnte: Mehrdeutig sind für mich auch die Kokonformen, ein Gespinst zum Umhüllen, Schutz und Geborgenheit gebend – oder es sind Flugkörper, Boote zu neuen Ufern.

Mit meinem mir eigenen Gefühl für Rhythmik und subtile Farbklänge erzähle ich freie, assoziative Bildgeschichten. Meine Arbeiten strahlen zum einen Ruhe, Klarheit, Gelassenheit aus, Seelenlandschaften – und sind dennoch komplex, vielschichtig, energiegeladen. Die Farbstimmungen, die sich momentan eher im umbunten Bereich abspielen, die zeichenhaften, fragilen Linien, Sinnbilder und Symbole – sind für mich wie der Anfang einer Geschichte, die der Betrachter weiterspinnen kann. Bei der Übertragung in die Begriffe der Sprache bleibt jedoch immer etwas Unübersetzbares, Rätselhaftes.
Das Prozesshafte der Bildentstehung lasse ich bewußt sichtbar stehen: Patinierte Farbschichten überlagern sich, Linien werden verdeckt und wieder freigelegt als Spuren – Verletzungen an Aufbruchstellen werden verbunden und vernäht, gebrauchte Papiere eingeklebt – bleiben haptisch erfahrbar. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Die Bildpassagen, die besonders gelungen scheinen, bekommen eine Bedeutung zugewiesen, geben ihrer Umgebung Halt – sind wichtig für Randzonen, können jedoch während der Arbeit ihre Funktion wieder verlieren und werden aufgegeben – manchmal ist dies ein recht schmerzhafter Prozess des Loslassens. Ein sich inneres Öffnen gerät in Gang. In der Balance aus Intuition und bewußtem Entscheiden. Bis hin zu einer Stimmigkeit, die ein Aufhören verlangt.

In einer reizüberfluteten Umwelt möchte ich das Wahrnehmungsvermögen schulen, Dinge neu zu sehen, zu erkennen.

Meine Bilder sollen zum Dialog einladen. Die sichtbare ästhetische Sensibilität soll den Betrachter im besten Falle fesseln, in ihren Bann ziehen. Vielleicht eine Zwiesprache zwischen den Erwartungen des Betrachtenden und dem Bild. Diese Spur kann man aufnehmen, die sich hinter der Offensichtlichkeit verbirgt und die dem Geheimnis näher kommt, das Kunstwerke immer haben: Bilder zum Verweilen und Spazierengehen.

Arbeitsweise/Materialien: ich arbeite im Spannungsfeld zwischen Intuition und bewusster Entscheidung, zwischen impulsivem Malprozess und überlegtem Dialog mit dem Bild. Ich arbeite experimentell mit unterschiedlichen Materialien: mit Pigmenten, Gesteinsmehlen, Asche, Ruß und Kreiden, Eisenstaub gerostet: pudrig trocken aufgestäubt oder wässrig gebunden, frei verfließend, den Bildraum überschwämmend oder mit Linien zu Formen gefangen. – Bitumenlack, Wachs, Kohle, Graphit, Acryl, eingeklebten Papieren mit Gebrauchsspuren u.a. auf Leinwand, Papier und Holz.

 

• geboren in Freiberg/Sachsen
• Studium der Architektur an der TU Dresden
• Arbeit als Architektin/Interior
Designerin in Dresden, Saarbrücken, Salzburg und Leipzig 1982 bis 2014

 

künstlerische Ausbildung:

• Gasthörerin an der Hochschule Der Künste Saar, Saarbrücken
• Internationale Sommerakademien der Bildenden Künste Salzburg:
– bei Strawalde (Berlin) 1991
– Paolo Piva (Venedig, Wien) 1992
– Gunter Damisch (WIEN) 1995 1998
– Nancy Spero und Leon Golub (NEewYork) 1996
• Ausstellungen seit 1994
• Dozententätigkeit und Kunstprojekte im Bereich Freie Malerei seit 2002 an verschiedenen Kunstakademien und Kunstplattformen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Italien
• lebt und arbeitet freischaffend in Leipzig und zeitweise an der Côte d’Azur